54
STROHBECK-REISEN.DE
STYLE TIME
Jamaica
Auf einen Drink mit
Grace Kelly
COLE PORTER HAT
HIER GESUNGEN
UND CLARK GABLE
MEHRERE DRINKS
GEKIPPT. DAS
„ROUND HILL“ AUF
JAMAICA IST EIN
BESONDERER PLATZ,
ERZÄHLT SEIN
DIREKTOR
JOSEF FORSTMAYR.
W
enn Josef Forstmayr morgens aus dem Fenster
seines Büros schaut, dann weiß er, dass er alles
richtig gemacht hat. Palmen, weißer Sandstrand
und das türkisfarbene Meer der Karibik, dazu gepflegte
Häuser im anspruchsvollen Kolonialstil. Der Österreicher
ist Manager des Round Hill auf Jamaika – und das seit
26 Jahren, was in dieser Ausdauer an ein und demselben
Platz mehr als außergewöhnlich ist. „Das ist eben kein Job,
das macht mir hier Spaß“, begründet er seine Konstanz
mit charmant österreichischem Akzent. „Sobald sich das
hier wie Arbeit anfühlt, wird es Zeit zu gehen.“
Das Round Hill liegt auf einer 55 Hektar großen privaten
Halbinsel an der Montego Bay im Nordwesten von Jamai-
ka. 26 Villen, mal größer, mal kleiner, gruppieren sich um
das kleine Hotel. Die Villen sind alle in Privatbesitz. Sind
die Eigentümer nicht da, werden die Häuser vermietet.
Die Halbinsel samt Hotel gehört allen Hausbesitzern
gemeinsam. John Pringle, Spross einer alten englischen
Adelsfamilie, die seit dem 19. Jahrhundert große Länder-
eien auf Jamaica besaß, hatte sich dieses Konzept ausge-
dacht und 1953 mit dem Bau von kleinen, typisch jamaika-
nischen Holzhütten begonnen. Und wie es der Zufall so
wollte, saß er kurz darauf im Flug nach New York neben
Noel Coward, den er so lange beschwatzte, bis dieser
entnervt versprach, eines seiner Cottages zu kaufen. Weil
Schauspieler und Regisseur Coward ein echter Lebemann
und Teil der damaligen Beau Monde war, lief der Haus-
verkauf für John Pringle dank der prominenten Unter-
stützung von da ab wie am Schnürchen. Denn wo Noel
Coward war, war man richtig. Das Round Hill wurde
zum Mekka des europäischen Hoch- und amerikanischen
Geldadels. Während Cole Porter sang, amüsierten sich
Gäste wie John F. Kennedy, Grace Kelly, Clark Gable und
Princess Margaret an der Bar.
Und heute? „Unsere Hausbesitzer und Gäste sind noch
immer ein feiner Mix aus Europäern und Amerika-
nern“, erzählt Forstmayr. Man schätzt die familiäre
Atmosphäre, hier ist nicht alles hermetisch abgeriegelt.
Mode-Tykoon Ralph Lauren gehören gleich zwei der
schmucken Häuser, die Bar trägt heute seinen Namen.
Auch seine Villen werden vermietet, wenn der Desig-
ner und seine Familie nicht da sind. Paul McCartney
kommt ebenso gern wie sein Landsmann, der britische
Designer Sir Terence Conran. Anna Wintour, berühmte
Chefredakteurin der US-Vogue, erholte sich hier von
ihrem aufreibenden Job. „Sie ist eine sehr imponierende,
zielstrebige Frau“, schwärmt Josef Forstmayr. Warum
er sich ausgerechnet das Round Hill als Ferien-domizil
ausgesucht hat, fragte Forstmayr einmal den weltweit
erfolgreichen Modemann Ralph Lauren. „Das Round Hill
ist wie ein richtig guter Kaschmirpullover“, erwiderte
Lauren, „passt wunderbar und kommt nie aus der Mode.“
Eben ein edler Klassiker.
Irina von Gagern
